Coaching ist kein geschützter Begriff und deshalb mit vielen verschiedenen Bedeutungen versehen. Der Begriff „Coach“ hat seine Wurzeln in dem ungarischen Wort „kocsi„, das von dem Namen des ungarischen Dorfes Kocs abgeleitet ist. Kocs war bekannt für die Herstellung von besonders hochwertigen Kutschen im 15. Jahrhundert.

„Kocsi“ bedeutet so viel wie „aus Kocs stammend“ oder „Kutsche aus Kocs„. Diese Kutschen wurden damals in ganz Europa berühmt und geschätzt. Die Beliebtheit dieser Kutschen führe dazu, dass das Wort „kocsi“ in mehrere Europäische Sprachen übersetzt wurde. Im Deutschen wurde es zu „Kutsche“, im Französischen zu „coche“ und im Englischen schließlich zu „coach“.

Erst vier Jahrhunderte später wurde der Begriff „Coach“ auch im metaphorischen Sinne genutzt: Die Kutsche war eine Metapher dafür, dich auf den Weg zu machen und dein Ziel zu erreichen. An Universitäten wie Oxford wurde der Begriff verwendet, um einen Tutor zu beschreiben, der einen Studenten durch die Prüfungen begleitet – ähnlich wie eine Kutsche Menschen von einem Ort zum anderen bringt.

Du kennst die Verwendung des Begriffs vielleicht auch aus dem Sport: Seit dem 20. Jahrhundert beschreibt der Begriff einen Trainer, der Athleten hilft, ihre Leistungen zu verbessern und ihre sportlichen Ziele zu erreichen.

Entwicklung des Begriffs Coaching bis heute

In der Berufswelt tauchte der Begriff erstmalig in den 1960er und 1970er Jahren auf. Führungskräfte und Manager wurden von Coaches unterstützt, um ihre beruflichen Leistungen zu verbessern und ihre Karriereziele zu erreichen.

Seit den 1980er und 1990er Jahren wird auch von Life Coaching gesprochen, bei dem Coaches Menschen in verschiedenen Lebensbereichen wie persönliche Entwicklung, Beziehung und Gesundheit begleiten.

Parallel entwickelte sich aus den Prinzipien der systemischen Therapie und Beratung, welche in den 1970er Jahren populär wurde, das systemische Coaching. Es fokussiert sich auf die Betrachtung des Coachees im Kontext seines sozialen Systems (wie Familie und Arbeitsplatz).

Was ist systemisches Coaching?

Systemisches Coaching nutzt Erkenntnisse aus der Systemtheorie und betrachtet Probleme und Lösungen ganzheitlich, anstatt isoliert.

Hier meine ganz persönlich Definition von systemischer Coaching:

„Das zentrale Ziel von systemischem Coaching ist, dass Menschen und Teams in herausfordernden Kontexten, Interaktionen, Rollen und Aufgaben wirksam und selbstbestimmt handeln. Systemisches Coaching versteht sich als Prozessberatung gesunder Menschen im beruflichen Kontext. Coaches unterstützen ihre Coachees dabei

ein Thema zu lösen
ein Ziel zu schärfen,
eine Lösung zu entwickeln,
Kompetenzen aufzubauen sowie
Selbstwirksamkeit zu erfahren.„

Grundprinzipien des systemischen Coachings

Es gibt fünf wichtige Grundprinzipien des systemischen Coachings, auf die ich gerne genauer eingehen möchte.

1. Ganzheitliche Betrachtung

Systemisches Coaching betrachtet Coachees nicht isoliert, sondern im Kontext ihrer sozialen Systeme. Das bedeutet, dass Beziehungen, Interaktionen und Umwelteinflüsse in die Analyse und den Coaching-Prozess einbezogen werden. Im beruflichen Kontext bedeutet das beispielsweise, wir schauen uns die Beziehung zu deinem Vorgesetzten bzw. deiner Vorgesetzten und zu deinem Team an.

2. Ressourcen- und Lösungsorientierung

Der Fokus liegt auf den Ressourcen und Fähigkeiten der Coachees sowie auf der Suche nach Lösungen, anstatt Probleme und Defizite in den Vordergrund zu stellen.

3. Konstruktivismus

Systemisches Coaching basiert auf der Annahme, dass Realität subjektiv konstruiert ist. Coaches helfen den Coachees, neue Perspektiven und Sichtweisen zu entwickeln, um ihre Herausforderungen zu meistern.

4. Zirkuläres Denken

Anstatt lineare Ursache-Wirkungs-Beziehungen zu suchen, betrachtet das systemische Coaching Wechselwirkungen und Rückkopplungsschleifen innerhalb des Systems. Dies hilft, komplexe Dynamiken zu verstehen und zu verändern.

5. Autonomie und Eigenverantwortung

Coachees werden als Experten bzw. Expertinnen für ihre eigene Situation angesehen. Coaches unterstützen die Coachees dabei, ihre eigenen Lösungen zu finden und umzusetzen.

Vorteile des systemischen Coachings gegenüber anderen Ansätzen

Ganzheitliche Perspektive

Betrachtet den Coachee nicht isoliert, sondern im Kontext seines gesamten Systems.
Ermöglicht tiefere Einsichten in die Ursachen von Herausforderungen und in die Dynamiken, die diese Probleme aufrechterhalten.

Langfristige und nachhaltige Veränderungen

Durch die Arbeit mit dem gesamten System werden nicht nur Symptome, sondern auch die zugrunde liegenden Dynamiken verändert.
Förderung von nachhaltigen und langfristigen Veränderungen.

Förderung der Selbstorganisation und Eigenverantwortung

Der Coachee wird als Experte für seine eigene Situation angesehen und in die Lage versetzt, eigene Lösungen zu entwickeln.
Stärkt die Selbstwirksamkeit und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Systemisches Coaching kann auf unterschiedliche Kontexte und Herausforderungen angepasst werden.
Geeignet für individuelle, berufliche und organisatorische Fragestellungen.

Coaching in der Praxis

Wie wird Coaching in Unternehmen eingesetzt?

Coaching ist inzwischen in den meisten Großunternehmen etabliert. Meist wird hier von Business Coaching gesprochen , welches vor allem in Form von Einzelcoachings Führungskräften angeboten wird. Diese Coachings können intern angeboten werden durch Mitarbeitende der Personalentwicklung oder extern durch unabhängige Coaches.

Coaching wird in Unternehmen zur Verbesserung arbeitsweltsweltbezogener, persönlicher Kompetenzen eingesetzt wie beispielsweise Kommunikationskompetenz, Führungskompetenz, Kompetenzen zur Konfliktlösung oder auch Kompetenzen zur Selbst- und Zeitmanagement (Grimmer und Neukom, 2010).

Auch wenn Business Coaching in der Personalentwicklung als Konzept anerkannt ist, werden/wurden gerade einmal fünf Prozent der Führungskräfte in Deutschland professionell gecoacht (Patzelt, 2024).

Häufige Coaching-Themen:

Laut der Coaching-Marktanalyse 2024 werden folgende Themen besonders häufig in Coachings besprochen:

Reflexion und Entwicklung der eigenen Führungsrolle
Konfliktmanagement
Entwicklung der eigenen Führungskompetenzen
(Weiter-)Entwicklung von Ressourcen
Persönliches Wachstum und Selbstreflexion
Berufliche (Neu-) Orientierung
Karriereentwicklung
Work-Life-Balance
Resilienzstärkung & Stressmanagement
Arbeitsbeziehungen und Kommunikation
Selbst- und Zeitmanagement

Wie effektiv ist Coaching?

Die Frage, ob Coaching überhaupt wirkungsvoll ist, lässt sich inzwischen auch objektiv mit „Ja!“ geantworten. Seit 2009 werden vermehrt wissenschaftliche Studien und Metaanalysen veröffentlicht, die sich mit der Wirksamkeit von Führungskräfte-Coaching und Coaching im beruflichen Kontext beschäftigen. Ich fasse die wichtigsten Punkte für dich zusammen: Die Studien belegen die Effektivität von Coaching anhand messbarer valider Effekte im Denken, Fühlen und Verhalten von Coachees. Gleichzeitig ist Coaching kein Allheilmittel und sollte niemals als solches verkauft werden.

Meine Aussage stützt sich auf verschiedene Metaanalysen. Hast du schon einmal von Metaanalysen gehört? Das sind Studien, die bereits existierende Forschungsarbeiten bewerten, aggregieren und in Gänze neu auswerten. So werden methodische Fehler oder auch Verzerrungen der Stichprobe tendenziell korrigiert. Deshalb sind die Ergebnisse von Meta-Analysen in der Regel belastbarer als einzelne Forschungsarbeiten.

Die erste deutsche Studie zur Effektivität von Führungskräfte Coaching aus dem Jahr 2009 betrachtete 22 Primärstudien (siehe Künzli, 2009). Weitere Metastudien folgen, die ebenfalls über den Effekt von Führungskräfte-Coaching und Coaching am Arbeitsplatz berichten (bspw. Theeboom et al., 2013, Sonesh et al., 2015, Jones et al., 2015). All diese Studien kommen zu einem ähnlichen Ergebnis: Führungskräfte-Coaching und Coaching im beruflichen Kontext wirkt und ist nützlich.

Wichtig: All diese Studien haben die Effektivität von Coaching unter diesem Sammelbegriff betrachtet. Es wurde nicht nach den verschiedenen Coaching-Ansätzen unterschieden.

Wenn du mehr über die Wirksamkeit des systemischen Ansatzes erfahren willst, kann ich dir die Studie von Künzli aus dem Jahr 2016 empfehlen (Künzli, 2016). Diese Studie bestätigte die Wirksamkeit des systemischen Ansatzes und zeigte, dass der hohe Strukturierungsgrad sowie die Prozesstransparenz als besondere Qualitätsmerkmale des systemischen Coachings gesehen werden können.

Wann braucht es etwas anderes als Coaching?

Wie bereits oben angedeutet, hat Coaching seine Grenzen. Mir ist es an dieser Stelle insbesondere wichtig zu erklären, wann Coaching nach meiner Auffassung nicht das Richtige für ist. Wenn die Themen sich weniger um berufliche Fragestellungen drehen, sondern tiefgehende private und persönliche Herausforderungen besprochen werden sollen, ist therapeutische Begleitung die bessere Wahl. Coaching ist kein Therapieersatz. Mir ist bewusst, wie stigmatisiert Therapie noch immer ist und wie schwierig es ist, einen Therapieplatz zu bekommen. Gerne unterstütze ich dabei, therapeutische Hilfe zu bekommen. Hier ein paar nützliche Links für dich:

Wie finde ich therapeutische Hilfe?

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung kannst du nach Ärzten und Therapeutinnen in deinem Bundesland suchen und kannst sie so direkt kontaktieren. Wenn du Hilfe bei der Suche nach einem Psychotherapeuten brauchst, kannst du dich auch an die Terminservicestelle (TSS) der Kassenärztlichen Vereinigung wenden. Du erreichst sie bundesweit telefonisch unter der Rufnummer 116117 – 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche. In vielen Regionen kannst du diesen Patientenservice auch online nutzen.

Die TSS vermitteln Ersttermine für eine psychotherapeutische Sprechstunde. Dabei kann kein/e Wunscharzt oder -ärztin gewählt werden und die Praxis liegt gegebenenfalls ein bisschen weiter von deinem Wohnort entfernt. Zusätzlich gibt es auch Gruppentherapieangebote in deiner Umgebung. Diese werden ebenfalls von zugelassenen Psychotherapeuten durchgeführt und können genauso hilfreich sein wie eine Einzeltherapie. Auch eine Kombination aus Einzel- und Gruppentherapie ist möglich. Du kannst dich auch an deine Krankenkasse wenden, um Unterstützung bei der Auswahl des richtigen Angebots zu finden.

Ich habe dir alle hilfreichen Links zusammengestellt:

Kassenärztliche Vereinigung (Übersicht aller Bundesländer)

Arzt- und Psychotherapeutensuche in Hessen

Terminservicestelle (TSS) Hessen

eTerminservice

Gruppenplatz (Psychotherapieplatz in der Gruppe finden)

Bin ich die richtige Coach für dich?

Du denkst, Coaching könnte dich weiterbringen? Dann komm gerne auf mich zu, damit wir herausfinden, wie gut wir zueinanderpassen. Denn ein Coaching-Prozess ist nur erfolgreich, wenn Coach und Coaches eine vertrauensvolle Basis finden. Buche dir ein kostenloses Erstgespräch mit mir und mache dir ein Bild von mir als Coach.

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Lisa Kohlrusch

Systemische Coach, Beraterin & Mediatorin

Meine Mission: Menschen dabei zu helfen, gelungene Gespräche zu führen. Im Job und Privat.

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